Und wie sich ihre Bedeutung mit der Zeit verändert
Geht’s nur mir so? Je älter ich werde, desto weniger Freunde habe ich. Ich finde das nicht besonders schlimm, frage mich aber woran das liegen mag. Vielleicht stelle ich an den Begriff selbst zu hohe Anforderungen, fasse ich die Bedeutung zu eng?
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht der Typ bin, der ganz viele Freundinnen haben muss. Ja klar, früher waren Freundschaften auch für mich viel wichtiger. In der Jugend helfen uns Freundinnen unsere Persönlichkeiten herauszubilden und wir lernen durch sie neue Perspektiven kennen und testen unsere Gruppentauglichkeit. Ich hatte und habe auch immer männliche Freunde, wobei das natürlich anders ist als Frauenfreundschaften worum es heute gehen soll.
Ich schätze, wen wir als Freundin bezeichnen hängt viel von unserer Definition des Begriffes selbst ab.
Freundin oder Bekannte?
Um Freundinnen von Bekannten abzugrenzen habe ich mich mit den Freundschaftsfragen, die Mobinah Ahmad bereits 2015 erstellt hat, beschäftigt.
Ihre damaligen Beobachtungen und Thesen zum Thema “Freunde oder doch nur Bekannte”, gingen um die Welt.
Ahmad wollte herausfinden, wie viele ihrer Bekannten wirklich wahre Freunde waren. Sie erstellte einen Fragenkatalog und wollte unter anderem wissen: “Können wir uns 20 Minuten unterhalten?” Oder “Würdest du mich vom Flughafen abholen?”
Nach Auswertung der Antworten erstellte sie 6 Freundschaftskategorien an deren höchster Stelle der echte Freund steht, jemand, den wir als beste Freundin bezeichnen. Alles darunter sind Bekannte.
Laut ihrer Theorie zeichnet sich die Beziehung zu besten Freunden unter anderem durch Werte wie Vertrauen, Bewunderung und Vergebung aus. Auch, sich die Wahrheit sagen zu können und schnell zu erkennen, ob es der Freundin gut geht, stehen ganz oben auf der Liste einer echten Freundschaft.
Und hier geht es mir vermutlich wie den meisten von euch. Die echten Freundschaften verbinden uns nur mit ganz wenigen Personen.
Gibt es DIE EINE Freundin überhaupt?
In dieser ausgeprägten Definition vielleicht auch nicht zwingend mit einer einzelnen Person. Für mich ist es auch in Ordnung, die Aspekte der Freundschaft auf mehrere Personen aufzuteilen. Ich finde, das muss man nicht so eng sehen. Vielleicht kann ich mit Luise° wunderbar über persönliche Probleme sprechen, mit Andrea° verbindet mich womöglich die Liebe zur Natur und wir tauschen uns über die gesundheitsfördernden Aspekte von Kräutern aus. Mit Antje° kann ich dafür herrlich zweideutige Witze reißen und stundenlang Blödsinn reden. Und mit allen von Ihnen kann ich auch über meine Partnerschaft reden und die Sorgen, die ich mir über alles Mögliche mache. Vom Flughafen würden sie mich sicher auch alle abholen, auch wenn ich keine von Ihnen als DIE BESTE Freundin bezeichne.
Ihr wisst was ich meine. Für mich ist es bei Freundschaften ein bisschen so wie mit dem perfekten Partner: Es gibt ihn nicht. Zumindest jetzt nicht mehr. Zuviel hat sich verändert, zu sehr habe ich mich verändert als mit einer Person alles was mich beschäftigt und berührt teilen zu können und natürlich auch umgekehrt. Ich finde, das ist manchmal auch zu viel verlangt.
Ich habe ein paar Freundinnen, ganz wenige, die sich auch untereinander kaum kennen und die alle sehr unterschiedlich von ihrem Wesen her sind. Das ist ganz schön, so verbinden mich mit jeder von ihnen ganz bestimmte Themen, die ich nur mit dieser bestimmten Freundin teile und sie sind mir allesamt sehr wichtig und gehören in mein Leben.
Von Wochenenden, die ich beim Städtetrip mit “meinen” Mädels verbringe, bin ich aber ganz weit entfernt. Ihr wisst schon, so wie in SATC oder in diversen Hollywood filmen oder sogar in meinem Bekanntenkreis, wo es durchaus solche Konstellationen gibt.
Ich muss mir bei dem Thema ja an die eigene Nase fassen. Freundschaften zu pflegen, mich häufig zu melden, mir nette gemeinsame Aktivitäten auszudenken, das fällt mir einfach nicht leicht. Auch, wenn ich es bei anderen noch so toll finde, ich bin so nicht. Das akzeptiere ich jetzt einfach. Wahrscheinlich würde mir so ein Mädelswochenende (mit mehreren Frauen) nach ein paar Stunden gehörig auf die Nerven gehen, weil mich die Entscheidungsfindung wo wir Abendessen wollen, in welchen Laden wir unbedingt müssen …. nach kurzer Zeit stressen würde. Film und meine Realität liegen einfach zu weit auseinander. Selbst nur zu zweit mit einer Freundin muss das schon sehr gut passen! Ganz anders als mit meinem Mann, hier ist es keine Frage was wir bei einem Städte Trip erleben wollen.
So what, ich kenne mich und weiß, dass ich einfach keine Herdenmentalität habe.
Frauen Freundschaften – wie sie sich über die Zeit verändern
Als die Kinder klein waren fand ich das mit dem “Freundschaften” finden, gerade weil wir in der Zeit umgezogen sind, viel einfacher. Krabbelgruppe, Kindergarten, Schule, überall gibt es jede Menge Frauen, die in der selben Lebensphase steckten und dank gleichgeschalteter Entwicklungsphasen der kleinen Söhne alle irgendwie mit den gleichen Themen beschäftigt waren.
Von den verbindenden, intimen körperlichen Unwegsamkeiten wie wunden Brustwarzen, Dammriss/schnitt, Milchdrüsenentzündung ganz zu schweigen. Das war ein verständnisvoller Club von gleichgesinnten jungen Mamas mit ganz ähnlichen Problemen und Freuden. Super Zeit jedenfalls. Nie wieder habe ich mich fremden Frauen so nah gefühlt. Daraus ist dann auch die ein oder andere engere Bekanntschaft entstanden, wovon die meisten nicht über die jeweilige Entwicklungsstufe der Kinder hinausging. Was aber völlig in Ordnung war.
Jetzt sind die Kinder erwachsen und die Freundschaften auch, möchte man zumindest meinen. Genau jetzt wäre ja eigentlich die Zeit für Unternehmungen mit Freundinnen, wenn schon nicht in der Gruppe, dann wenigstens zu zweit. Aber Pustekuchen.
Denn plötzlich passieren so unvorhergesehene Dinge wie das Leben selbst.
Trennungen, Krankheiten, stressige Jobs, nochmaliges Mutterglück, Umzüge. Also die richtig großen Sachen. Solche, die die volle Aufmerksamkeit und Energie brauchen und nicht schnell weggewickelt werden können.
Dazu kommt, dass ich einfach auch für mich selbst mehr Zeit brauche und mit mir allein ganz glücklich bin. Ich habe nicht das Gefühl häufig Austausch mit Freundinnen zu brauchen. Außerdem ist da auch noch mein Ehemann, der 2. seiner Art. Das betone ich deshalb, weil ich die Fehler, die ich in der ersten Ehe gemacht habe, nicht einfach so wiederholen möchte. Das kostet Energie und eben auch Zeit.
Vor allem intelligente Menschen sind zufriedener, wenn sie keine Zeit mit Freunden verbringen!
Britische Studie
Hah, ich wusste es, ich bin intelligent! Das ist ab sofort meine Lieblingsstudie 🙂
Doch eine Freundin gibt es in meinem Leben, die über jede Definition von Freundschaft erhaben ist. Die Beziehung zu ihr steht außer Konkurrenz. Wir kennen uns aus Kindertagen und begleiten unsere Leben aus der Entfernung seit mehreren Jahrzehnten. Sehen uns selten aber wenn, ist es so, als wäre es erst gestern gewesen. Es ist diese Art von Freundschaft, die sich nicht rückversichern muss, ob sie gut und eng ist. Sie ist da, überdauert und hält einfach stand.
Wir sind zusammen erwachsen geworden und werden zusammen älter, jede auf ihre Art und Weise, weit entfernt und doch immer verbunden. Sie ist wie das Leben selbst, ist für mich Heimat und Teil meiner Familie und ja, wenn man so will, meine beste Freundin.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Frauen Freundschaften gemacht?
°völlig willkührliche Namen und Themen 🙂
4 Comments
Geht mir genauso! Quality over quantity!
Genau, Hauptsache es sind die richtigen Freunde 🙂
Ein toller Artikel! Und so schöne Worte über deine Freundin aus Kindertagen! Da bekomme ich ganz wässrige Augen!
Meine Liebe, wie schön. Es freut mich, dass er dir gefällt und du dich angesprochen fühlst :*