Ein riesen Berg an Erinnerungen, großartigen Momenten, liebevollen Geschichten. Ich lebe gerne in Deutschland und das, seit ich 21 Jahre alt bin, also seit über 27 Jahren. Hier habe ich meinen ersten und zweiten Mann kennengelernt, zwei mal geheiratet und meine drei Kinder bekommen. Und jetzt haben Michael und ich uns entschieden, dieses Jahr den Umzug in meine alte Heimat nach Österreich zu wagen. Genauer gesagt nach Kärnten, in das kleine Dorf in dem ich aufgewachsen bin und das ich in meiner Jugend ganz dringend und unbedingt verlassen wollte. Also ein Neuanfang mit Mitte 40.
Bis vor 2 Jahren war es auch nie Thema wieder zurück zu gehen. Allerhöchstens konnte ich mir vorstellen, immer wieder ein paar Monate auf unserer Kärntner Almhütte zu verbringen und den Rest des Jahres in entfernte Gefilde zu reisen und einfach unterwegs zu sein. Als slow traveler, alle paar Monate woanders.
Die Entscheidung wieder zurück nach Kärnten zu ziehen bedeutet nicht, dass es mir hier in Deutschland nicht mehr gefallen oder ich starkes Heimweh verspüren würde.
Es wird wieder ein Neubeginn sein. Liebgewonnenes werden wir hinter uns lassen, Neues dazu gewinnen. Derartige Entscheidungen trifft man oft mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Die Idee nach Kärnten zu ziehen kam kurz nach unserer Hochzeit vor 2 Jahren. Wir hatten uns auf unserer Hochzeitsreise nach Teneriffa gerade mal wieder über Lebensträume und Zukunftsvorstellungen unterhalten, als die Idee Gestalt annahm.
In den letzten Jahren haben sich Prioritäten verschoben. Das Stadtleben wurde für uns immer unattraktiver, was sicher auch dem schlimmen Verkehr und den Baustellen in Stuttgart geschuldet ist.
Bei mir ist zudem noch eine Abneigung gegen große Menschenmassen dazu gekommen. Mir ist es einfach schnell zu voll. Ab und zu ist es ok aber ich überlege mir 2 Mal ob ich wirklich in die Stadt muss oder es auch lassen kann. Meistens gewinnt Letzteres. Außerdem nutzen wir die Vorzüge der Stadt was Kultur und Freizeit Möglichkeiten angeht schon lange nicht mehr.
Meine Kinder sind alle volljährig. Nur noch der Jüngste lebt bei mir. Er wird im Mai mit der Schule fertig sein und ist dann 19 Jahre alt. Vielleicht kommt er zu Beginn mit und hilft uns ein bisschen bei der Renovierung oder er macht etwas komplett Anderes, mal sehen. Michaels Tochter lebt bei ihrer Mutter über 2 Stunden entfernt. Sie sieht er selten, zumal sie jetzt mit 17 in den Ferien lieber ihre Zeit mit Gleichaltrigen verbringt. Da wird sich vom Besuchs Rythmus her nicht viel ändern.
Was das Leben in Kärnten angeht mache ich mir keine Illusionen. Alte Freunde habe ich keine mehr, Kontakte zu früher auch nicht. Außer meiner Freundin in Wien mit der ich schon immer in Kontakt bin und 2 Bekannten irgendwo in Kärnten zu denen ich theoretisch wieder Kontakt aufnehmen könnte.
Wir werden also mehr oder weniger Fremde sein. Da wir beide aber sowieso gerne für uns sind, sehe ich das nicht als großes Problem. Außerdem planen wir, alle paar Wochen nach Deutschland zu fahren um die Kinder und Freunde zu besuchen. Vor allem zu Beginn, denn, wie ich mich kenne, wird mir die räumliche Distanz zu den Kindern besonders schwer fallen. Klar, noch ist das alles reine Theorie aber es liegt ja an uns, die Vorsätze in die Tat um zu setzen.
Davon abgesehen gibt es aber ein paar sehr gute Gründe für unseren Umzug.
Die Natur und traumhafte Landschaft
Michael und ich mögen es ruhig und gemütlich zu leben. Die Nähe zur Natur hat in den letzten Jahren deutlich an Wichtigkeit gewonnen. Ein Grund, warum wir so gerne auf DIE ALM gehen.
Und die Alm ist in Kärnten. Für alle die es nicht wissen, Kärnten ist das südlichste Bundesland von Österreich und grenzt an Italien und Slowenien.
Es ist zwar ein kleines Land, besitzt aber unfassbar viele Badeseen und tolle Freibäder. Die Seen habe ich hier immer vermisst. Der Raum Stuttgart ist, was das angeht nicht wirklich prickelnd. Wenn man nicht acht gibt, wird einem von stolzen Schwaben versucht, jede Pfütze als See zu verkaufen 😉 (kleines Scherzle, ich liebe Baden-Württemberg ;))
Wenn es einen ans Meer zieht, kann man in 2 Stunden Autofahrt die nördliche Adria erreichen. Auch nicht schlecht. Bei so ziemlich jedem Kärnten Besuch in den letzten Jahren haben wir diese Nähe genutzt für einen Tagesausflug nach Grado ans Meer. Das ist wie ein Kurzurlaub vom Alltag mit totaler Luft-, Lebensart- und Kulturveränderung.
Kärnten ist ein Land, wo andere Urlaub machen, ich denke, es gibt schlimmeres als dort zu leben. 😉
Gründe für den Umzug: Das Haus ist da
Einer der wichtigsten Gründe für den Umzug ist unser neues/altes Zuhause. Nämlich das Haus meiner Oma. Oft schon habe ich mir im Scherz gewünscht, das Haus versetzen zu können. Nach Deutschland, dorthin wo ich wohne. Omas Haus ist ein solides 50er Jahre Haus mit guter Raumaufteilung und ich finde es sehr charmant. Es ist von der Größe recht perfekt und mit ein bisschen Fantasie, Geld und Schweiß, lässt sich daraus ein kleines Schmuckstück zaubern. Zum Glück haben meine Eltern das Haus immer super gepflegt. Es wurde viel modernisiert. Ein neues Dach, neue Fenster, neue Heizung, Vollwärmeschutz.
Eine super Ausgangslage um es für uns umzugestalten. Und umgestalten müssen wir einiges, damit wir uns darin wohlfühlen können. In den letzten Jahren haben wechselnde Mieter das Haus bewohnt und jeder hat irgendetwas verändert und Spuren hinterlassen.
Die monatlichen Kosten sind überschaubar und kein Vergleich zu den Kosten im Raum Stuttgart. Außerdem kommt für mich noch der emotionale Aspekt dazu. Hier bin ich aufgewachsen und habe eine traumhafte Kindheit erlebt. Meine Oma (an meinen Opa erinnere ich mich kaum mehr) habe ich sehr geliebt und es ist für mich ein bisschen so, als würde ich ihr mit dem Einzug in ihr Haus Respekt zollen und ein bisschen Ehre erweisen. Die Ziegel aus denen das Haus gebaut ist, haben meine Großeltern selbst geschnitten und gebrannt. Das verbaute Holz stammt aus dem Wald meiner Urgroßeltern. Da werde ich schon ein bisschen sentimental 🙂
Meine Eltern leben hier
Es ist eine der Lebenswahrheiten die wir alle gerne verdrängen. Das Älterwerden unserer Eltern. Gerade hat man die eigenen Kinder halbwegs ins Leben entlassen, wird einem bewusst, dass die Eltern eventuell bald unsere Hilfe brauchen.
Meine Eltern sind zum Glück noch halbwegs fit. Aber ich möchte sie gerne unterstützen. Meinen Vater vor allem auf der Alm, mit den Häusern und dem Garten entlasten. Das alles in Schuss zu halten, erfordert so viel Arbeit und Kraft und ich merke, dass mein Papa langsam keine Lust mehr auf die ganze Arbeit und Verantwortung hat.
Meine Eltern haben mir unglaublich viel geholfen und waren immer für mich da. Ich freue mich, wenn ich ihnen ein bisschen was davon zurück geben kann.
In Zukunft werde ich also nicht nur in Omas Haus leben sondern auch neben meinen Eltern. Ihr Haus ist nämlich auf dem selben Grundstück nur 3 m entfernt von unserem zukünftigen Zuhause. Sicher werden wir noch einiges an Absprachen für unser nahes Zusammenleben brauchen. Bin gespannt, wie das klappen wird. Meine Eltern und wir verstehen uns aber gut, deshalb bin ich zuversichtlich.
Die Entscheidung für den Umzug fällt mir nicht leicht
Trotz all der Vorteile habe ich auch ein bisschen Angst davor wieder in das alte Dorf zurück zu kehren. Schließlich hatte ich meine Gründe, warum ich damals weg wollte und die hatten nicht nur mit den begrenzten beruflichen Möglichkeiten zu tun.
Würden Michael und ich nicht freiberuflich arbeiten, würden wir den Umzug sicher nicht so einfach wagen. Durch unsere Selbständigkeit können wir uns unsere Freiheiten besser bewahren.
Ich habe Sorge, dass ich meine Kinder zu sehr vermissen werde und vielleicht doch mit den Menschen vor Ort nicht zurecht komme. Aber letztlich liegt es nur an mir, damit umzugehen, daran zu wachsen und aus der neuen Situation zu lernen und damit glücklich zu sein. Eigentlich fällt es mir auch nicht schwer mich irgendwo einzugewöhnen und wohl zu fühlen und ich hoffe, dass mir das dann auch dort gelingen wird.
Um Michael mache ich mir lustiger weise weniger Sorgen. Er ist ein Mensch dem nie langweilig wird, der immer beschäftigt ist mit seinen vielen Interessen, der gerne allein ist und der den Austausch mit anderen nicht häufig braucht. Er fand den Plan nach Österreich zu gehen von Anfang an gut und ich weiß, dass wir beide uns das Haus richtig schön machen werden.
Mehr zu unseren Plänen wie es weitergehen soll werde ich hier auf dem Blog teilen und euch up to date halten 🙂
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