Teneriffa, das Ziel unserer 7-tägigen Hochzeitsreise hat uns neben schönen landschaftlichen Eindrücken auch ein besonderes Erlebnis beschert.
Wer fernab von Touristenzentren eine Attraktion der anderen Art sucht, ist hier genau richtig.
Im kargen Süden der Insel in Abades am Meer findet sich ein Lostplace der fast das Gefühl vermittelt als wäre man in einer verlassenen mexikanischen Stadt aus einem 70er Jahre Western. Sergio Leone lässt grüßen.
Das Sanatario de Abona
Ursprünglich sollte auf dem Gelände eine Lepra Station entstehen. Während in Europa der 2. Weltkrieg tobte, wurde Teneriffa von der Seuche heimgesucht. Heute verteilen sich auf dem großzügigen Schottergelände über 20 flache Gebäude und eine Kirche.
In einigen der weitläufigen Gebäude hatte ich das Gefühl, dass die Fliesenleger mitten in ihrer Arbeit abbrachen und abreisten, so abrupt hören die Arbeiten mitten im Raum auf und hinterlassen ein beklemmendes Gefühl.
Zur Fertigstellung des “Sanatario de Abona” kam es nämlich nicht. Zuvor wurde ein Heilmittel gegen Lepra gefunden und somit das Gelände nie besiedelt. In den Jahrzehnten danach wurde es vom Spanischen Militär genutzt. Heute ist es zwar keine offizielle Touristenattraktion aber immer wieder entdecken Neugierige die Station, die mit ihrer morbiden Stimmung zu Fotoshootings und ein wenig Abenteuer einlädt.
Graffiti und Schutt
Die Wände der Bauten sind teils kunstvoll mit Graffiti verziert, an anderen finden sich Kritzeleien. Zudem liegt überall Schutt verteilt und es klaffen oft große Löcher in den Wänden. Trotzdem kann man die Raumaufteilung erahnen und irgendwie war ich erleichtert zu wissen, dass hier nie kranke Menschen leben mussten.
In der Kirche der Station war gerade als wir ankamen ein Künstler im Innenraum zugange. Musik dröhnte aus seinem kleinen Radio und der aufgewirbelte Staub und das durch die großen Öffnungen einfallende Sonnenlicht gaben der Szene eine unwirkliche Atmosphäre.
Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor irgendetwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können
Christoph Schlingensief
Alle Gebäude, so auch die Kirche sind gänzlich leer. Nur ein großes Kreuz ziert die Wand an der Stirnseite wo einst der Altar geplant war. An den Ecken des Altarraums finden sich gesprayte Heiligendarstellungen die dem sakralen Bau ein wenig religiöses Flair geben.
Wir hatten Glück und es waren wenige Schaulustige unterwegs. Michael war hauptsächlich zum Fotografieren gekommen und so hofften wir auf ein wenig Privatsphäre.
Während er in den einzelnen Gebäuden nach Motiven suchte, nutzte ich die Gelegenheit allein ein wenig umherzustreifen.
Es war schon ein wenig gruselig die verlassenen kleinen Räume zu erkunden.
Überall lag Müll verteilt, zerbrochene Glasflaschen und Bruchstücke von Fliesen. In einem der Gebäude, ich war gerade damit beschäftigt über alte Müllsäcke in einen Eckraum zu steigen als 2 Tauben aus der Düsternis auf mich zuflogen und mich gehörig erschreckten.
Perfekte Kulisse für Fotos
Wieder zurück bei Michael begannen wir, inspiriert von der Umgebung, ein paar Fotos von mir zu schießen, teilweise nur mit BH bekleidet. Für diese Zwecke trug ich das völlig falsche Kleid, nämlich nicht leicht auszuziehen. Wir hatten es im Vorfeld nicht geplant, so wurde es ein leicht aufregendes Unterfangen, da wir doch des Öfteren von anderen Besuchern gestört wurden.
Immer wenn wir Stimmen sich nähern hörten, schlüpfte ich schnell wieder rein ins Kleid und ein paar Minuten später wieder raus.. Lustig wars. Ich kam mir vor wie ein Teenager, der zum ersten Mal ins Freibad einbricht.
Grundsätzlich stört es mich nicht besonders, wenn andere mich in Unterwäsche sehen, der BH war jedoch durchsichtig und man möchte schließlich niemanden vor den Kopf stoßen, der sich einfach nur die Gegend ansehen will und nicht darauf gefasst ist, einer fast nackten Frau in einer düsteren Ruine zu begegnen 🙂
Wer gut plant, kann sich über schöne Fotos freuen
Wer auch plant in den Ruinen Fotos zu schießen sollte sich ein wenig darauf vorbereiten und nicht wie wir einfach drauf los fahren. Wären wir länger auf Teneriffa geblieben, wären wir sicherlich nochmal mit unterschiedlichen Kleidern zum Sanatario de Abona gefahren. Zum Glück hatte ich ein wenigstens ein Kleid dabei.
Zum Fotografieren ist es dort kurz vor Sonnenuntergang am stimmungsvollsten, wenn das warme Licht der Abendsonne durch die Fensteröffnungen der Ruinen fällt.
Am besten reist man mit gutem Schuhwerk an, packt sich passende Kleidung und Accessoires ein und zieht sich vor Ort um, wenn man eine Vorstellung davon hat, in welche Richtung das Shooting gehen soll.
Wir ließen den Besuch bei einem Cocktail mit Blick aufs Meer in Abades ausklingen. Schließlich war es Michaels Geburtstag und der sollte ausgiebig gewürdigt werden.